Leser fragen – ich antworte zum Thema „Alltag mit Kind“ Nr. 11

Jede Woche landen einige Emails von KLEIN WIRD GROSS Leser/innen in meiner Inbox mit Fragen zu bestimmten Alltagsthemen mit Kindern. Ich freue mich darüber und beantworte diese Fragen, solange sie in meinem Erfahrungsbereich liegen.
Mir ist bewusst geworden, dass sehr viele Eltern die gleichen Fragen haben und dazu Antworten suchen. Deshalb habe ich mich entschlossen, diese Artikelserie ins Leben zu rufen, die einmal im Monat erscheinen wird. So hast auch du Zugang zu meinen Antworten!
Du kannst dir die Fragen herauspicken, die gerade für dein Leben relevant sind.
Frage: Ist es o.k. mein Kind zu Hause zu betreuen bis es knapp 4 Jahre alt ist, weil ich finde, es ist noch nicht bereit, mit knapp 3 Jahren in den Kindergarten zu gehen? Oder bekommt mein Kind von mir nicht mehr das, was es in diesem Alter braucht?
Ich würde immer vom Kind ausgehen. Wenn du durch Beobachtung zu dem Schluss gekommen bist, es ist noch nicht bereit (oder dein Kind äußert selbst den Wunsch, dass es nicht in den Kindergarten möchte), dann finde ich das absolut o.k., es mit 3 Jahren weiterhin zu Hause zu betreuen.
Das Spiel mit dir, befreundeten Kindern oder alleine, das Mithelfen im Haushalt und die Bewegung in der Natur bieten deinem Kind genügend Impulse für seine altersgerecht Entwicklung, sodass es deswegen nicht mit 3 Jahren in einen Kindergarten gehen muss.
Alternativ gibt es in vielen Orten jetzt auch Vorkindergartengruppen oder Eltern-Kind-Gruppen, die dein Kind besuchen könnte. Dort trifft es auf andere Kinder und kann erste Erfahrungen in einer kleineren, geschützeren Kindergruppe machen. Dies erleichtert deinem Kind später den Übergang in einen Kindergarten, die meistens größere Kindergruppen haben.
Die Vorkindergartengruppe trifft sich normalerweise 1-3 Mal die Woche für ein paar Stunden am Vormittag in einer kleinen Kindergruppe. (Meine Vorkindergartengruppe trifft sich z. B. zwei Mal die Woche für je 3 Stunden - nach einer sanften Eingewöhnung ohne Eltern).
Die Eltern-Kind-Gruppe trifft sich einmal wöchentlich und ihr geht gemeinsam hin. Auch hier hat dein Kind die Chance, neue Spielfreunde kennenzulernen, die ihr z. B. auch zum Spielen zu Hause einladen könnt.
Frage: Ich habe das Gefühl, dass ich den "Draht" zu meinem Erstgeborenen verloren habe, nachdem unser 2. Kind auf die Welt kam. Das macht mich sehr traurig. Was kann ich gegen meine Schuldgefühle tun, dass ich es nicht schaffe, beiden Kindern so gerecht zu werden, wie es ihnen zusteht?
Sei geduldig und nachsichtig mit dir. Auch für dich ist es eine riesengroße Umstellung von einem Kind auf zwei Kinder.
Die Belastung ist um ein Vielfaches höher - gerade im ersten Jahr mit zwei Kindern, wenn es viele Nächte mit wenig Schlaf gibt und auch die Tage mit zwei Kindern neue Herausforderungen stellen.
Da ist es ganz normal, dass du nicht immer "richtig" reagieren kannst. Trotz meines Wissens und meiner Erfahrung habe ich es nicht geschafft, eine perfekte Mutter zu sein und all meine Tipps 100%ig umzusetzen.
Auch ich hatte das Gefühl, den Draht verloren zu haben und hatte Schuldgefühle, dass ich es nicht schaffte, meinem zweiten Kind genausoviel Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen, wie dem ersten Kind.
Es fiel mir schwer zu akzeptieren, dass sich Beziehungen im Laufe der Zeit verändern und weiterentwickeln.
Sehr oft kommt das zweite Kind zu einer Zeit, in der das erste Kind anfängt sich abzunabeln und seinen eigenen Willen entdeckt und somit nicht mehr in der Symbiose mit seiner Mutter lebt.
Was wir als "Draht verloren" interpretieren, kann auch dieser ganz normale Abnabelungsprozess sein, der auch ohne zweites Kind geschehen wäre.
Darüber hinaus musste ich lernen, dass es nicht zwingend erforderlich ist, mit dem zweiten Kind genau die gleichen Dinge zu machen wie mit dem ersten. Das zweite Kind hat dafür ein Geschwisterchen, dass ihm ganz viele Lernimpulse gibt.
Den Draht wieder zu finden, kann etwas dauern! Im Normalfall kommt die nahe Verbindung zurück, jedoch nicht unbedingt in der gleichen Form, wie vor der Geburt des zweiten Kindes. Ein zweites Kind bringt Entwicklung für alle.
Die Karten werden neu gemischt, dein erstgeborenes Kind wird älter und unabhängiger und so "eng" wie die Beziehung vorher war, wird sie wahrscheinlich nicht mehr werden, einfach weil die Entwicklung voranschreitet und dein Kind ein Individium ist, das immer selbstständiger wird.
Frage: Meine Kinder sind im Kindergartenalter und machen täglich eine Sauerei bei Tisch. Muss das in dem Alter noch sein? Was kann ich dagegen tun?
Die Sauerei mit dem Essen, die kenne ich auch. Das wollte ich auch immer ändern.
Ich habe es mit Gesprächen über unsere Esssituation versucht, mit Erinnerungen, dass sie über ihrem Teller essen sollen und auch dass ich beginne abzuräumen, wenn es mir zu viel wurde.
Diese Strategien haben keine nachhaltigen Änderungen gebracht - es sah immer noch wild aus - auf und unter unserem Tisch.
Ich habe es irgendwann akzeptiert, dass meine Kinder noch nicht soweit sind, ordentlich zu essen. Deshalb bin ich dazu übergegangen, meine Kinder in die Säuberung des Tisches und des Bodens mit einzubeziehen.
Zumindest nach dem Essen sah es wieder ordentlich auf und unter dem Tisch aus und es war nicht mehr meine Aufgabe alleine, für Sauberkeit zu sorgen.
Das hat die Spannung aus diesemThema herausgenommen und ich kann die Krümel gelassener akzeptieren.
Frage: Im Laufe des Tages, während ich die vielen kleinen Kleinigkeiten im Alltag mit Kindern erledige, merke ich wie mein Stresspegel steigt und ich viel schneller Schimpfe oder Laut werde. Danach plagen mich die Schuldgefühle. Hast du mir einen Rat?
Das kann ich gut verstehen - gerade Abends ist bei mir auch öfter die Batterie leer nach so vielen Kleinigkeiten, die ich für meine Kinder und Familie gemacht habe. (Ganz zu schweigen von meinem Job.)
Ich glaube, wir Eltern müssen da weniger harsch mit uns sein, wenn es uns passiert, dass wir schimpfen oder laut werden. Und zugleich mehr darauf achten, dass wir irgendwie zu Pausen in unserem Alltag kommen.
Diese Pausen können unsere Batterien schon unter Tags wieder etwas füllen, sodass es dann abends nicht zum erschöpften Schimpfen kommen muss.
Ich übe mich selbst immer wieder darin, mir kurze Pausen freizuschaufeln und nicht dann noch schnell die Spülmaschine auszuräumen...
Ich wünsche dir, dass du es auch schaffst, dir Pausen im Alltag zu schaffen! Dann ist es leichter, nicht gleich auf die Palme gebracht zu werden :-)
Ich arbeite gerade an einem kostenlosen Mini-E-Buch zum Thema: "Auszeiten im Alltag mit Kind." Das könnte dir dann dabei helfen, Pausen in deinen Alltag einzubauen!
Frage: Mein Kind (3) läuft auf dem Gehweg weg und will gefangen werden. Das ist mir zu gefährlich. Wie kann ich damit umgehen?
Da würde ich ein Gespräch mit deinem Kind führen, wie man sich an Straßen verhält und auch warum es so gefährlich ist, auf dem Gehweg fangen zu spielen.
Du könntest ein paar Straßenregeln festlegen und diese mit deinem Kind auf ein Papier malen, welches ihr in der Nähe der Haustüre aufhängt. Vor dem Hinausgehen könnt ihr nochmal einen Blick auf eure Straßenregeln werfen.
Dann vereinbarst du mit deinem Kind, dass, wenn es sich nicht an diese Straßenregeln hält, es entweder im Buggy sitzen oder an deiner Hand gehen muss, weil du auf es aufpassen willst, sodass ihm nichts passiert.
Das Verhalten an Straßen muss für deine Kinder klar definiert sein, ansonsten lebst du unter ständiger Anspannungen sobald du mit deinem Kind in die Nähe einer Straße kommst.
Das waren die Fragen und Antworten für diesen Beitrag - weitere werden folgen. Brennen dir Fragen zum Alltag mit deinem Kind auf deinen Lippen? Dann stelle sie mir doch in den Kommentaren oder über die Kontaktseite meiner Webseite und ich werde mein bestes Geben, um deine Fragen in einem der nächsten Frage-und-Antwort-Artikeln zu beantworten!