written by Petra |

Juli 6, 2016

In diesem Blogartikel erfährst du, warum das freie Spiel bei Kindern so wichtig ist und wie du es unterstützen kannst.


Was macht dein Kind eigentlich den ganzen Tag? Wenn deine Antwort "Spielen" ist, dann ermöglichst du deinem Kind, sich selbstständig nach seinem "inneren Bauplan" zu entwickeln. Das freie Spiel ist immens wichtig für die Entwicklung deines Kindes - viel mehr noch als das gezielte Lernen von z.B. Farben, Formen und Zahlen.


Warum das so ist und wie du freies Spielen unterstützen kannst, erfährst du in diesem Artikel


Inhalte des Blogartikels auf einen Blick:

  • Freies Spiel Definition
  • Warum das freie Spiel so wichtig ist
  • Freispiel: Was dein Kind dabei lernt
  • Wie kannst du das freie Spiel fördern?

Freies Spiel Definition

Was bedeutet freies Spiel eigentlich? Dein Kind darf selbst entscheiden, was es spielen möchte, für wie lange und mit wem:

  • Will dein Kind in diesem Moment malen, puzzeln oder Lego bauen? Freies Spielen heißt, dass Spielzeug in Reichweite des Kindes aufgeräumt wird, sodass es sich frei entscheiden kann, mit was es spielen möchte.
  • Wird es damit 5 Minuten oder eine halbe Stunde spielen? Das entscheidet dein Kind im Freispiel ganz alleine.
  • Will es alleine, mit dir oder mit seiner Schwester spielen? Auch das wird im freien Spiel von deinem Kind entschieden.

Warum das freie Spiel so wichtig ist

Das freie Spiel ist für dein Kind Lernen und Spaß zugleich. Also nicht nur ein schöner Zeitvertreib, sondern eine innere Motivation, Dinge zu be-greifen und zu verstehen.


Dein Kind verfolgt im Freispiel jedoch kein Ziel im Sinne von "Ich will heute einen Turm bauen lernen", sondern es geht ihm um die Tätigkeit selbst, die ihm Freude bereitet und ihm Lernerfahrungen bringen.


Über das freie Spiel be-greift dein Kind seine Welt:

  • Über das Halten der Gegenstände „begreift“ es diesen auch im Kopf. Dein Kind ertastet die Oberfläche (ist sie glatt oder rau, weich oder hart). Dein Kind hört vielleicht Geräusche, die der Gegenstand macht (ein Bauklotz, der auf den Boden fällt). Dein Kind schaut den Gegenstand ganz genau an und evtl. schmeckt es ihn auch noch. Im Gehirn des Kindes entsteht ein Bild vom Gegenstand, das mit all den Sinneswahrnehmungen abgespeichert wird.
  • Über das Nachspielen von beobachteten Situationen (z.B. wie eine Mutter ihr Baby mit einem Löffel füttert), fühlt das Kind sich in diese Rolle hinein (fördert seine sozial-emotionale Entwicklung) und übt verschiedenste Fertigkeiten (in diesem Beispiel hält das Kind den Löffel und führt ihn gezielt zum Mund der Puppe, was die Auge-Hand-Koordination fördert)
  • Spielerisch erfährt dein Kind die Welt und baut so ein Verständnis dafür auf, wie die Welt und Beziehungen funktionieren.
  • Dein Kind erfährt im freien Spielen das Prinzip von Ursache und Wirkung. Wenn ich einen Flummiball gegen die Wand werfe, dann kommt er zu mir zurück. Wenn ich ein Auto loslasse, fällt es zum Boden. Dein Kind erfährt, dass sein Tun eine Reaktion hervorruft.
  • Es lernt spielerisch den Umgang mit den Dingen und Menschen der Welt. Z.B. erfährt dein Kind, wie es den Teller aus der Spülmaschine ausräumt, ohne dass er kaputt geht. Oder es erfährt, wie es sich verhalten muss, um eine bestimmte Reaktion im Gegenüber hervorzurufen. Z.B spielt dein Kind den Clown und will damit dich oder andere Menschen zum Lachen bringen.

Über das freie Spiel begreift dein Kind sich selbst:

  • Dein Kind erfährt im Freispiel die Reichweite von Emotionen. Die Stärke seiner Wut, wenn etwas nicht klappt. Das wohlige Freudengefühl, wenn man mit guten Freunden spielt. Die Tiefe der Traurigkeit oder Frustration, wenn man etwas nicht hinbekommt, was man schaffen will.
  • Dein Kind erfährt im freien Spielen seinen Körper. Es merkt, was sein Körper schon kann und was noch nicht. Es fühlt, was seinem Körper gut tut und was weh tut. Es erfährt, ob sich etwas schön oder nicht gut anfühlt.
  • Dein Kind lernt im freien Spielen, dass es einen Einfluss auf seine Umwelt hat. Nach und nach weiß dein Kind, was es tun muss, um seine Umwelt nach seinen Wünschen zu verändern. Wenn es z.B. mit seinen Kuscheltieren ein Mittagessen machen will, dann muss es dafür die Spielküchensachen holen und herrichten.
  • Im freien Spiel erfährt dein Kind seine Möglichkeiten und Grenzen. Z.B. merkt es schnell, ob es schon auf einer Linie schneiden kann oder ob es immer wieder davon abkommt. Daraus entsteht auch die Motivation, das noch zu verbessern.

Sich selbst kennenzulernen fördert auch das Selbstwertgefühl. 

(Wie du das Selbstwertgefühl deines Kindes noch weiter stärken kannst, erfährst du in diesem Buch.)

Freispiel: Was dein Kind dabei lernt

Dein Kind lernt während des Freispiels:

  • Sich zu konzentrieren, an einer Sache dranzubleiben
  • Zusammenhänge zu verstehen. Z.B. wenn ich beim Gießen den Topf nicht treffe, dann wird der Boden nass
  • Physikalische Gesetze kennen. Z.B, wenn ich Bausteine schief staple, dann fällt der Turm um
  • Strategien, wie es seine Absichten (was es sich vorstellt) in die Realität umsetzt. Z.B. möchte dein Kind einen Zoo bauen und überlegt sich nun einen Weg, wie es das schafft. Es holt sich Bauklötze und die Box mit den Tieren.
  • dass es Regeln gibt, an die man sich halten und evlt. auch seine eigenen Wünsche unterordnen muss (z.B. bei freiem Spielen mit Freunden)
  • auf sich selbst zu hören, auf seine Wünsche und Bedürfnisse. Es fragt sich: "Was will ich jetzt machen, was brauche ich, was macht mir Spaß?"
  • Über das gemeinsame freie Spiel mit anderen Kindern lernt das Kind, Wünsche und Vorstellungen mehrerer Menschen unter einen Hut zu bekommen. Es lernt etwas über Führung und Einfügen. Und nicht zuletzt lernt dein Kind, wie man im Team Probleme löst.
  • Im freien Spiel lernt dein Kind auch seine Gefühle kennen: Freude, Frust, Ärger, Begeisterung...
  • Dein Kind lernt mit seinen Stärken und Schwächen umzugehen und seine Stärken auszubauen und an seinen Schwächen zu arbeiten (wenn es dazu einen inneren Antrieb verspürt)
  • Im freien Spiel lernt dein Kind alles, was es später für das Lernen in der Schule benötigt: Ideenreichtum, Selbstständigkeit, soziale Kompetenzen und Problemlösung.

Wie kannst du das freie Spiel fördern?

Du kannst das freie Spiel fördern, indem du folgende Punkte berücksichtigst:

  • Gib deinem Kind eine sichere Umgebung, damit es mit Freude erforschen kann und nicht ständig von einem "nein, das darfst du nicht" oder "das ist zu gefährlich" unterbrochen wird.
  • Schenke deinem Kind Geborgenheit und Nähe, sodass es danach wieder die Kraft hat, sich von dir zu entfernen und die Welt zu erforschen.
  • Damit dein Kind ins Freispiel findet, ist eine vorbereitete Umgebung wichtig: Aufgeräumte Fläche und ein paar Spielsachen die einladend dastehen ist gerade für jüngere Kinder wichtig. Für ältere Kinder eignen sich durchsichtige Boxen. (Anmerkung: Wenn zu viel Spielzeug schon herumliegt, hindert das eher, ins Freispiel zu finden, weil kein Platz mehr da ist, um sich zu entfalten. Dann würde ich dir zu Beginn der Spielzeit einer dieser Aufräumspiele empfehlen, damit wieder Platz zum Spielen entsteht :-)
  • Wenn etwas im freien Spielen nicht so klappt, dann zeige deine Anteilnahme oder tröste dein Kind, sodass es sich danach wieder gestärkt in sein freies Spiel stürzen kann.
  • Stelle deinem Kind eine anregende Umgebung zur Verfügung. Lege Dinge in Reichweite deines Kindes, stelle es sichtbar auf oder sortiert es in durchsichtige Boxen, damit dein Kind die Gelegenheit hat, mit Freude und Selbstständigkeit damit zu spielen.
  • Greife die Interessen deines Kindes auf. Dein Kind lernt immer das am Besten, für was es sich gerade interessiert. Und nicht das, was wir oder die Schule denkt, was es heute lernen sollte. Beobachte dein Kind, was es im Moment immer versucht zu machen (z.B. Türme bauen, Brot schmieren, Deckel zuschrauben…) und greife diese Dinge auf bzw. stelle Materialien dafür zur Verfügung.
  • Schenke deinem Kind viel Zeit für das freie Spiel (weniger geplante Termine), sodass es im freien Spiel aufgehen und sich entfalten kann. Wenn das freie Spielen zu Ende gehen muss, dann bereite dein Kind einfühlsam darauf vor, dass die Spielzeit bald vorbei ist und es sich somit auf das Ende der Spielzeit einstellen kann.
  • Vertraue deinem Kind, dass es selbst weiß, was es gerade Lernen soll. Du kannst dir dabei vorstellen, dass dein Kind einem inneren Lehrplan folgt.
  • Hunger oder Durst hindern dein Kind daran ins freie Spiel hineinzufinden bzw. ausdauernd und konzentriert zu spielen, deshalb stelle kleine Snacks und Wasser für dein Kind bereit oder biete es alle paar Stunden an.

Wenn sich deine Kinder im freien Spiel oft streiten

Weniger Konflikte unter Geschwistern


Dann empfehle ich dir, dieses E-Buch zu lesen (das eigentlich viel mehr als ein E-Buch ist, nämlich ein Selbstlernkurs). 

Du erfährst unter anderem, wie du positiv auf die Geschwisterbeziehung deiner Kinder einwirkst, damit sie sich besser verstehen und weniger streiten.

Fühlt sich dein Kind im Kindergarten nicht wohl?

Das E-Buch zeigt dir auf, was du tun kannst, um deinem Kind bei Schwierigkeiten im Kindergarten zu helfen und auch, wie du am besten mit der Erzieher*in deines Kindes zusammenarbeitest.



Weitere hilfreiche Texte für dich:

  • Wie dein Kind in den ersten 6 Jahren lernt und wie du es dabei unterstützen kannst, erfährst du in diesem Artikel: Lernen durch spielen 
  • Wenn du noch mehr Artikel über das Entspannt Mutter sein lesen willst, dann findest du hier eine Artikel-Übersichtsseite zu dem Thema.
  • Willst du das Selbstwertgefühl deines Kindes stärken, dann hole dir diese PDF(für 0€)
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  1. Liebei Petra, danke für den tollen Artikel! Unser Problem ist, dass unsere Tochter wunderbar mit uns oder anderen Kindern spielt, aber nie allein. Immer muss jemand mitspielen. Sie bevorzugt seit jeher rollenspiele. Hast du noch einen Tipp, wie wir das allein spielen fördern können? Sie ist jetzt 2 Jahre und 8 Monate alt. Liebe Grüße, Leila

    1. Hallo Leila,
      du kannst eine Weile mit deiner Tochter spielen (z.B. Kochen für Kuscheltiere) und ihr dann sagen, dass du in 10 Minuten die (z.b.) Wäsche machen gehst und sie dir (z.B) dann noch ein Mittagessen kochen kann (in ihrer Spielküche) bis du wiederkommst, weil du nach der getanen Arbeit Hunger haben wirst. In 5 Min und 8 Min sagst du es nochmal, dass sie sich darauf einstellen kann. Bevor du gehst, sagst du ihr erneut, dass du nach dem Wäsche aufhängen zu ihr zum Mittagessen kommst. So gibst du ihr eine Richtung zum alleine spielen (und ein Ziel) aber auch eine Aussicht darauf, wieder mit dir spielen zu können, was sie ja am liebsten macht. In dem Alter deiner Tochter ist das alleinige Spielen oft noch kurz – was heißt ein paar Minuten bis 10 vielleicht 15 Minuten, bevor es wieder kommt um bei Mama oder Papa „aufzutanken“. Das ist einfach von Kind zu Kind unterschiedlich. Mein 2. Kind hat schneller und länger alleine gespielt als mein 1. Kind. Ich hoffe, das hilft dir weiter. LG Petra

  2. Das klingt alles so schön. Aber mein Kind (fast 3 Jahre) spielt überhaupt nicht frei, hat es noch nie. Auch als Baby hat sie keine Spielsachen angerührt. Sie läuft mir in der Wohnung nach und schaut, was ich mache. Sie würde nie selbst zu einem Puzzle, Spiel oder sonstiges greifen, auch nicht, wenn ich sie dazu ermuntere. Sie möchte, dass ich mit ihr spiele, aber sie schlägt nichts selbst vor. Manchmal mache ich mir deswegen Sorgen.

    1. Hallo Nicole,
      das freie Spiel muss nicht zwangsläufig über Spielsachen oder alleine vonstatten gehen, sondern kann auch mit Alltagsgegenständen bzw. mit dir geschehen. Wenn sie dich in der Wohnung beobachtet, „arbeitet“ sie dann mit dir mit? Oder wenn sie möchte, dass du mit ihr spielst, welche Rolle sollst du einnehmen? Das könnte dir einen Hinweis darauf geben, dass sie vielleicht „Alltag frei nachspielt“ anstatt mit Spielsachen zu spielen.
      LG
      Petra

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