written by Petra | Entspannt Eltern sein

September 28, 2020

In diesem Blogartikel erfährst du, warum ein Kind lieber Aufmerksamkeit durch negatives Verhalten möchte als gar keine Aufmerksamkeit und wie du am besten auf das Verhalten des Kindes reagieren solltest.


Vielleicht hast du diesen Satz schon einmal gehört: Kind sucht Aufmerksamkeit durch negatives Verhalten. Wobei das "negativ" eine Bewertung der beobachtenden Person ist. Das Kind verhält sich nur so, wie es ihm momentan möglich ist.


Deine Reaktion auf das kindliche Verhalten hat Einfluss darauf, wie sich die Situation entfaltet.


Inhalte des Blogartikels auf einen Blick:

  • Kind sucht Aufmerksamkeit durch negatives Verhalten: Warum ist das so?
  • Aufmerksamkeit auf schlechtes Benehmen: Das passiert ungewollt schnell im Alltag mit Kind
  • Aufmerksamkeit schenken Beispiele: Formen negativer und positiver Zuwendung
  • Schrei nach Aufmerksamkeit bei Kindern: Wie du auf negatives Verhalten deines Kindes reagieren solltest
  •  Negatives Verhalten ändern: Wie du dazu beitragen kannst

Kind sucht Aufmerksamkeit durch negatives Verhalten: Warum ist das so?

Da jeder Mensch ein soziales Wesen  ist,  braucht es den Kontakt zu anderen Menschen.


Beim Kind ist dieser Kontakt zu seinen Eltern noch viel wichtiger - er ist überlebenswichtig. 


Nur im Kontakt mit seinen Bezugspersonen ist sein Überleben gesichert. Es erhält Nahrung, Kleidung, Liebe, Geborgenheit und Sicherheit.


Deshalb sucht jedes Kind instinktiv die Aufmerksamkeit seiner Eltern, damit es sicher stellen kann, dass es beachtet, umsorgt und genährt wird - und nicht übersehen oder übergangen wird. (Das läuft im Kind unbewusst ab, weil es ganz alte Programme aus der Evolutionsgeschichte sind)

Mit Hilfe dieses Wissens ist es nicht verwunderlich, warum Kinder zur negativen Aufmerksamkeit greifen:

Wannimmer ein Kind das Gefühl hat, nicht mehr genügend beachtet oder gesehen zu werden, läuten die Alarmglocken "Gefahr!" und das Kind tut ganz instinktiv etwas, um die Aufmerksamkeit der Eltern zu erhalten und sein Gesehen werden (und somit sein Überleben) zu sichern.


Zu Beginn kann das eine Frage an die Mutter, ein nach der Hand greifen beim Vater oder sonst eine Handlung oder Aussage sein.


Nur, wenn dieser Versuch (mehrmals) scheitert, weil Mama oder Papa gerade keine Zeit dafür haben, dann läuten die Alarmglocken im Kind noch weiter und es greift zu einem Verhalten - das mehr und sofortige Aufmerksamkeit sicherstellt. Aus Elternsicht wird dieses Verhalten oft als negativ bewertet. Für das Kind hingegeben ist es eine unbewusste Strategie, gesehen und beachtet zu werden und so sein Überleben zu sichern. (Sollte dein Kind dabei zur Strategie "Wutanfälle" neigen, dann hole dir diese Emailserie.)


Ich möchte nocheinmal betonen, dass dies nicht unbedingt eine bewusste Aktion des Kindes ist, sondern ein Verhaltensmuster, das abläuft.

Aufmerksamkeit auf schlechtes Benehmen: Das passiert ungewollt schnell im Alltag mit Kind

Deine Reaktion auf das Verhalten deines Kindes beeinflusst das weitere Verhalten deines Kindes - im positiven, wie im negativen.

Zur Veranschaulichung hier ein positives Beispiel - positive Zuwendung:

Kind 1 spielt schön mit Kind 2 und ich sage: "Ich sehe, wieviel Geduld du mit deinem Bruder hast, obwohl er bei eurem Turmbau den Turm so oft umstößt! Ich finde es super, dass du da so freundlich und ruhig bleibst!"

Der Idealfall wäre: Positives Verhalten zu bestärken 

Der Idealfall wäre, positivem Verhalten eines Kindes Aufmerksamkeit zu schenken.


Das Kind fühlt sich gesehen und ganz automatisch wird es dieses Verhalten wieder zeigen wollen, um weiterhin gesehen und beachtet zu werden.


Darüber hinaus hat es dann keine Notwendigkeit, Aufmerksamkeit durch negatives Verhalten einzufordern, solange es diese Aumerksamkeit mehrmals am Tag erhält und dadurch rückversichert wird, ich bin gesehen, ich bin sicher.

Im Alltag kann es schnell passieren, dass dir eine negative Zuwendung herausrutscht:

Im Alltag sieht es schnell ganz anders aus - auch bei mir. Es wird ermahnt, gefordert und auch mal mehr mal weniger geschimpft, weil man gewisse Dinge nicht möchte bzw. etwas zu erledigen hat. Das alles zählt zur negativen Zuwendung.


Das ist kein Grund dich schlecht zu machen oder ein schlechtes Gewissen zu haben. Du und ich wir sind Menschen und manchmal reagieren wir schneller, als wir denken können und dann rutscht Verhalten heraus, das nicht optimal ist.


Das gehört einfach zum Eltern sein dazu. Anstatt dich selbst herunterzumachen mit einer kritischen Stimme in deinen Gedanken, gestehe dir Fehler zu. Lerne daraus oder sag deinem Kind, dass dein Verhalten gerade nicht in Ordnung war und es dir leid tut.


Dann kannst du wieder neu anfangen und die nicht optimale Situation loslassen.


Beispiel negativer Zuwendung:


Kind 1 schubst Kind 2. Kind 2 fängt an zu weinen. Ganz oft bekommt nun Kind 1 Aufmerksamkeit: "Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du deine Schwester nicht schubsen sollst!"


Das schubsende Kind bekommt die ganze Aufmerksamkeit. Es wird gesehen und beachtet. Im Sinne des Aufmerksamkeit bekommens ist positives sowie auch negatives Verhalten beides eine gute Strategie.


Das Kind bemerkt nämlich: Wenn ich schubse (also negatives Verhalten zeige), dann wendet sich mir Mama oder Papa zu. Dies wird genauso abgespeichert wie das positive Bestärken im Beispiel mit dem Turmbau.


Fühlt sich das Kind irgendwann wieder einmal nicht beachtet, kann es auf diese Situationen zurückgreifen. (Das muss KEIN bewusster Prozess sein - kann aber von älteren Kindern auch bewusst eingesetzt werden)


(Anmerkung: Magst du noch viel mehr Impulse zum Thema "Konflikte unter Geschwistern" haben, dann klicke auf den Link.)

Aufmerksamkeit schenken Beispiele: Formen negativer und positiver Zuwendung

Du schenkst deinem Kind immer Aufmerksamkeit, wenn du auf es reagierst - egal ob du das als negative oder positive Zuwendung titulieren würdest.


Nun kommen ein paar Beispiele, wie du Aufmerksamkeit schenken könntest - im positiven sowie im negativen Sinne:

Formen negativer Zuwendung

  • schimpfen
  • drohen mit wenn-dann
  • auf das Kind einreden oder nörgeln

Kurzfristig gesehen, hilft negative Zuwendung hin und wieder sehr gut - das Kind macht deswegen oft, was man sagt - aber zu einem hohen Preis.


Du zeigst damit nur, dass du der Mächtigere bist und das Sagen hast und der "Untertane" zu gehorchen hat.


Auch wenn das im hektischen Alltag manchmal als der leichtere Weg ausschaut - auf Dauer ist es nicht der leichtere Weg:


Dein Kind lernt auch am Vorbild! Hast du vielleicht auch schon einmal beobachtet, wie dein älteres Kind seine "Macht" an seinem kleinen Bruder ausprobiert und ausgenutzt hat?

Negative Zuwendung vermeiden

Negative Zuwendung kannst du vermeiden, indem du einen sprachlichen Neustart hinlegst und in Phase 1 erst einmal nicht sprachlich reagierst, sondern non-verbal. Dabei hilft dir diese PDF und Emailserie.


Formen positver Zuwendung

  • gemeinsam spielen
  • zusammen reden
  • Buch vorlesen
  • kuscheln
  • Ausflüge machen
  • gut zuhören
  • positiver Blickkontakt
  • zusammen lachen

Schrei nach Aufmerksamkeit bei Kindern: Wie du auf negatives Verhalten deines Kindes reagieren solltest

Zuerst einmal solltest du mehrmals am Tag, gerne auch ein paar Mal pro Stunde deinem Kind zeigen, dass du es in ganz normalen Alltagssituationen siehst, wahrnimmst und ihm ein Feedback dazu zu geben wie:


 "Wow, ich habe gesehen, dass du deine Hausaufgaben ganz selbstständig gemacht hast!" oder ihm durch eine Handlung zu zeigen, dass du es beachtest, wie z.B. ein direkter Blick in die Augen und ein Anlächeln.


Dadurch gibst du deinem Kind die Sicherheit, dass es auch in ganz normalen Alltagssituationen von dir gesehen wird (keine Evolutions-Gefahr-Glocken müssen läuften).

Wie du auf negatives Verhalten reagieren solltest

Im ganz normalen und oft auch stressigen Alltag wird es dir immer wieder passieren, dass dein Kind sich nicht viel genug gesehen fühlt und es auch negatives Verhalten zeigt.


Das ist ganz normal.


Wichtig für mich ist in diesen Situationen immer, dass ich versuche hinter das Verhalten meines Kindes zu blicken - auf seine Gefühle oder nicht erfüllten Bedürfnisse oder eben auch dem Sehnen nach mehr Aufmerksamkeit.


Zum einen ist es mir wichtig, das dahinterliegende zu sehen, zu beachten - selbst wenn du es nicht genau benennen kannst. Einfach ein Gewahrsein darauf, dass es dahinterliegende - für das Kind sehr wichtige Beweggründe gibt - sich so zu verhalten.


Du kannst dein Verständnis laut aussprechen - musst es aber nicht. Dein Kind wird dein Verständnis, dein Sehen seiner Beweggründe auch so spüren.


Zum anderen gebe ich auch immer meinen Standpunkt zum Verhalten wider: Ich sage meinem Kind, dass das Verhalten nicht in Ordnung war und manchmal auch, wie ich mich fühle oder wie es einer anderen Person damit geht.


Auf diese Weise bekommt mein Kind beides: Es wird gesehen und es bekommt ein Feedback zu seinem Verhalten. In den weiteren Jahren kann mein Kind auf viele solcher Situationen zurückgreifen und vielleicht neue, für alle Beteiligten positiveren Verhaltensweisen entwickeln.


Anmerkung: Es ist leichter, angemessen zu reagieren, wenn du in dir ruhst, dabei helfen dir die Impulse im Taschenbuch "Happy mum - happy child".

Negatives Verhalten ändern: Was du dazu beitragen kannst

Wenn du das negative Verhalten deines Kindes ändern möchtest, dann ist es wichtig, dich selbst zu beobachten:

  • Wann wendest du dich deinem Kind zu?
  • Welches Verhalten legt es da gerade an den Tag?
  • Wendest du dich ihm öfters zu, wenn es gerade "negativ auffällt"?

Und dann zu schauen:

  • Wie und in welchen Situationen kann ich mich meinem Kind noch mehr positiv zuwenden - also in Situationen, in denen es ruhig spielt und nicht nach deiner Aufmerksamkeit verlangt?
  • Welches positive Verhalten möchte ich vermehrt Beachtung schenken?
  • Wie bekommst du eine "positivere Balance" hin zwischen positiver und negativer Zuwendung? Vielleicht magst du heute oder morgen mal nicht lange Reden bei negativem Verhalten, sondern dein Kind an die Hand nehmen und mit ihm dorthingehen, wo  es gerade etwas tun soll. Z.B. mit ihm zum Zähneputzen zu gehen - anstatt es 10x zu ermahnen, es zu tun. Dadurch bekommst du auch eine positivere Balance hin.

Auch dein Umgang mit deinem Kind trägt zum Verhalten deines Kindes bei

Wenn du also anders mit deinem Kind umgehst, verändert das natürlich auch sein Verhalten - weil es immer auch auf dein Verhalten reagiert.


Außerdem ist es oft einfacher, sich selbst zu verändern, als sies mit Druck und Konsequenzen beim Kind zu erzwingen.


Wie du z.B. die Anzahl der Wutanfälle eines Kleinkindes durch verändertes Verhalten deinerseits reduzierst, erfährst du in dieser Emailserie.

Wenn du deinem Kind positive Zuwendung schenken möchtest, 
dann hilft dir diese 21-Tage-Challenge, deinem Kind wertschätzende Aufmerksamkeit zu schenken:

Die Challenge hilft dir...

  • .. auch in angespannten Situationen wertschätzend mit deinem Kind zu bleiben
  • ...wertschätzend zu erziehen - anstatt mit Druck und Konsequenzen zu arbeiten
  • ...wertschätzend mit deinem Kind zu sprechen - auch wenn es eine schwierige Situation ist

Weitere hilfreiche Texte für dich:

  • Wenn du noch mehr an deinen Verhaltensweisen arbeiten willst, sodass die Waagschale hin zur positiven Zuwendung kippt, dann lies dir folgenden Artikel durch
  • Dich mit anstrengendem Verhalten deines Kindes auseinanderzusetzen erfordert Kraft und Energie. Achte darauf, immer wieder aufzutanken. Wenn du dafür noch nach Inspirationen suchst, wirst du bei den Mini-Auszeiten fündig.
  • Interessiert es dich, wie du entspannt in der Erziehung sein kannst? Dann gehe zur Artikel-Übersichtsseite "Entspannt Eltern sein".
  • Wenn du dich hin und wieder fragst: "Bin ich eine gute Mutter", dann klicke auf diesen Link für weitere Informationen dazu.
  • Nach einem schwierigen Tag mit seinem Kind, zweifeln Eltern gerne auch mal an sich. Willst du dein Selbstwertgefühl als Mutter oder Vater stärken? Dann hole dir diese Übung (für 0€)
SubtotalTotal Installment PaymentsInitial Payment TotalTotal Due TodaySubtotalFree TrialAmount Due Spenden

Newsletter

Willst du immer informiert werden, wenn es auf Klein wird GROSS einen neuen Blogartikel gibt?


Willst du exklusive Impulse für Eltern im Newsletter erhalten?


Dann trag dich in den Klein wird GROSS Newsletter ein.


Es gibt sogar vier Emailserien für dich zur Auswahl, die nach Abschluss der Emailserie in die Newsletter-Impulse übergehen. 


Hinterlasse einen Kommentar

Deine Emailadresse wird nicht veröffentlicht. 

  1. Puuuh, dann kann ich ja morgen gleich mal ein paar der Sachen aus der Liste weiter erproben…
    aber manchmal, ganz manchmal können kinder auch mal spüren, dass es JETZT REICHT!!!
    Ich werde morgen nicht 3 mal rufen, sondern zur Garderobe führen…agnz lieb und ruhig. das erscheint mir ein sehr guter Tipp
    Liebe Grüße
    Nunu

    1. Ich hoffe, du hattest Erfolg damit :-). Ich schaffe es natürlich auch nicht, mich ständig an diese Liste zu halten, somit bekommen meine Kinder das JETZT-REICHT-ES immer wieder mal zu spüren. Mir hilft es jedoch sehr, mich an diese Liste zu erinnern und mir zu sagen, dass ich auch andere Optionen habe, als erfolglos zu rufen oder immer wieder „Nein“ zu sagen.

      LG
      Petra

      1. Liebe Petra,
        ich konnte sofort nach dem Frühstück beginnen.
        Ich: „Gehst du bitte Zähneputzen?“
        Julia: keine Reaktion, keine Antwort, als hätte ich nichts gesagt.
        Ich:“Gehst du…“ ach nee…was stand da?
        Zahnbürste geschnappt, Julia ohne Kommentar in die Hand gedrückt und GELÄCHELT!!!
        ruckizucki war sie im Bad und der Morgen verging ohne Schimpfen…
        super!
        Danke sehr
        Liebe Grüße
        Nunu

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}