Es hatte alles so gut und einfach angefangen, als mein Kind mit Hausaufgaben aus der Grundschule nach Hause kam.
Und nicht nur der Start lief gut - nein es lief super bis gut in das zweite Schuljahr hinein. Sie machte gerne ihre Hausaufgaben und ziemlich selbstständig. Hausaufgaben waren kein Thema bei uns.
Die Situation der Hausaufgaben in der Grundschule aber änderte sich schlagartig innerhalb kürzester Zeit:
Plötzlich verstand mein Kind eine Sache in nur einem Fach nicht mehr - und schon am zweiten Tag war sie davon überzeugt, dass sie das nicht könne, nicht verstehe und überhaupt nicht machen könne.
Sie verlangte meine Hilfe, die ich ihr gerne gab, aber sobald ich ihr etwas erklären wollte, blockte sie ab mit: "Das verstehe ich nicht!"
Die Schwierigkeiten aber blieben nicht nur in diesem Fach, nein, sie breiteten sich auch noch aus auf all die anderen Hausaufgaben, weil sie sich einfach nicht mehr richtig konzentrieren konnte - zu viel Energie ging in die Erfahrung des "ich kann es nicht".
Hausaufgaben in der Grundschule nehmen schon so viel Zeit ein
Plötzlich nahmen die Hausaufgaben den ganzen Nachmittag in Anspruch, weil mein Kind entweder gar nicht mehr arbeitete ("ich kann das eh nicht") oder sehr viele Fehler machte und daran verzweifelte.
Und was noch viel schlimmer war:
Die Hausaufgaben ließen eine Anspannung und Gereiztheit zwischen mir und meinem Kind entstehen, weil sie einerseits Hilfe einforderte, sie aber andereseits blockierte, weil sie mir gar nicht richtig zuhören konnte (vor lauter innerem Widerstand - ihrer Überzeugung es nicht zu können).
Das war eine wirklich anstrengende Zeit für mein Kind, für mich als Hausaufgaben-Ansprechpartner und für das Geschwisterkind, dass zurückstecken musste, weil es weniger Zeit mit mir hatte und sich länger leise beschäftigen musste.
Hat sich bei dir zu Hause alles verändert, seit dein Kind Hausaufgaben aus der Grundschule machen muss?
Nachdem nun alle Kinder von zu Hause aus lernen müssen, wegen der Corona-Krise, verstärken sich all die Schwierigkeiten, die Kinder schon zuvor mit den Hausaufgaben hatten.
Die Kinder müssen nun nicht nur in der Schule Gelerntes weiter einüben, sondern sie müssen sich jetzt selbstständig oder mit deiner Hilfe in ein neues Thema einarbeiten und dazu Übungen machen, ohne auf Erfahrungswerte aus der Schule zurückgreifen zu können. Es fühlt sich womöglich hilflos oder überfordert.
Außerdem ist es anstrengend und erfordert Selbstmotivation und Ausdauer. Aber gerade die Motivation leidet, weil dein Kind nicht in einer Gruppe Kinder sitzt, die ebenfalls Aufgaben machen, sondern womöglich auch noch von jüngeren spielenden Geschwistern umgeben ist, die noch nicht in die Schule gehen.
Das alles hat Konfliktpotential. Bestanden die Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben jedoch schon vor der Corana-Krise, dann gibt es noch weitere Auslöser:
Welchen Auslöser haben die Schwierigkeiten deines Kindes bei den Hausaufgaben Grundschule?
Wie du die Schwierigkeit bei den Hausaufgaben in der Grundschule überkommen kannst:
Jede Hausaufgaben-Situation ist anders und am besten beobachtest du zuerst einmal, was an der Hausaufgaben-Situation so anstrengend geworden ist:
- 1Frage dich zuerst: Seit wann bestehen die Schwierigkeiten? Kannst du es an einem Zeitpunkt festmachen? Überlege nun: Gab es zu diesem Zeitpunkt irgendeine Veränderung (Home-Schooling wegen Corona-Krise, neues Lernthema, Klassenwechsel, Lehrerwechsel oder Freundinnenwechsel)?
- 2Dann setze an dieser Veränderung an: Sprich mit deinem Kind über deine Vermutung und überlegt gemeinsam, wie ihr die Folgen dieser Veränderung abschwächen könnt. (Z.B einsam wegen home-schooling-->video-call mit Mitschülerin für eine gewisse Zeit beim Hausaufgaben machen verabreden)
- 3Beobachtest du, dass dein Kind sich z.B. schlecht konzentrieren kann, dann versucht ihr verschiedene Dinge und schaut, ob es hilft. Beispiel: Versucht einmal nur das allernötigste auf dem Tisch liegen zu haben, damit es weniger Ablenkung für dein Kind gibt und beobachte, ob es einen Unterschied macht. Wenn nicht, probiert ihr eine andere Sache aus, siehe nächster Paragraf)
Was dir noch helfen kann, Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben in der Grundschule zu überkommen:
Was ist wichtiger Hausaufgaben oder Beziehung zum Kind?
Die Corana-Zeit mit Home-schooling ist eine besondere und neue Zeit für uns alle. Und wenn unsere Kinder später auf diese Zeit zurückblicken, werden sie sich nicht genau erinnern, welche Hausaufgaben sie gemacht oder ob sie alle Hausaufgaben geschafft haben. Woran sie sich jedoch bestimmt erinnern können, ist, ob die Atmosphäre dabei gelassen oder angespannt war.
Deshalb ist mein Tipp ganz klar: Bevor die Beziehung leidet und ihr euch wegen den Hausaufgaben regelmäßig "bekämpft", reduzierst du die Hausaufgabenmenge und nimmst Kontakt mit der Lehrkraft auf.
Ich möchte dich an einer Erfahrung von mir teilhaben lassen, die mich innerlich zum Thema Hausaufgaben sehr entspannt hat:
Ich erinnere mich an den allerersten Elternabend zu Beginn der ersten Klasse meines Kindes.
Die Lehrerin sagte etwas, das mich bis heute bei den Hausaufgaben meines Kindes entspannt.
Sie sagte: „Die Hausaufgaben sind eine Sache zwischen mir und den Kindern. Sie sind eine Möglichkeit für mich zu sehen, ob das Kind die in der Schule gelehrten Inhalte verstanden hat.”
Diese Aussage bestärkte mich darin, die Hausaufgaben in die Verantwortung meines Kindes zu legen. Von da an konnte ich beruhigt sein, wenn die Hausaufgaben einmal nicht ganz meinen Erwartungen entsprachen.
Mir wurde an dem Elternabend bestätigt: Mein Kind muss keine perfekten Hausaufgaben mit in die Schule bringen. Es bekommt ein Feedback zu seinen Hausaufgaben in der Schule und die Lehrerin weiß, was sie ihm noch besser erklären muss.
Die Lehrerin meinte, dass die Aufgabe der Eltern darin besteht
- für Ruhe bzw. für einen ruhigen Rahmen der Hausaufgabe zu sorgen,
- für einen Ort zu sorgen, der nicht zu viele Ablenkungen bereithält,
- genügend Zeit für die Hausaufgaben einzuplanen,
- für Fragen zur Verfügung zu stehen,
- bei Bedarf Strategien aufzeigen, wie eine Hausaufgabe bewältigt werden oder wie das Kind selbst zu einer Lösung finden kann (z.B. eine Eselsbrücke bauen oder einen anderen Rechenweg vorschlagen…),
- dem Kind zu helfen, den Überblick über alle Hausaufgaben zu behalten,
- auf Wunsch des Kindes die Hausaufgaben mit dem Kind zusammen zu korrigieren.
Jetzt wenden wir uns noch dem Hausaufgaben machen zu und wie du dein Kind dabei unterstützen kannst, ohne die Verantwortung für die Hausaufgaben zu übernehmen:
Sollte dein Kind bei einem Arbeitsblatt nicht genau wissen, was zu tun ist, dann lass es zuerst die Aufgabenstellung lesen und / oder das Beispiel auf dem Arbeitsblatt studieren. Ganz oft versuchen Kinder nur mit einem kurzen Blick auf das Arbeitsblatt zu verstehen, was zu tun ist. Je älter die Kinder jedoch werden, desto komplizierter werden auch die Arbeitsblätter, welche nicht mehr auf den ersten Blick verständlich oder gar selbsterklärend sind. Deshalb sollte sich dein Kind darin üben, sich Aufgabenstellungen zu erschließen.
Wenn dein Kind trotzdem noch nicht weiß, was es zu tun hat, dann empfehle ich dir, den Blick deines Kindes auf die wichtigen Informationen auf dem Blatt zu lenken: „Schau mal hier genau hin, was denkst du, sollst du damit machen?“
Dadurch verhinderst du, dass du deinem Kind die Verantwortung für seine Hausaufgaben abnimmst und es übt sich darin, eine Aufgabe anzusehen und diese zu verstehen, bzw. nach einem Lösungsweg zu suchen oder diesen von einem Beispiel abzuleiten.
Hat dein Kind wirklich absolut keine Ahnung, was zu tun ist, dann kannst du den ersten Schritt verraten und dein Kind überlegen lassen, wie es danach weitergehen könnte. So nähert ihr euch dem Lösungsweg gemeinsam an.
Willst du die Hausaufgaben-Situation grundlegend verbessern?:
das E-Buch "Stress mit Hausaufgaben" begleitet dich ausgezeichnet darin, die Hausaufgaben-Situation zu verbessern:
Exkurs Leserinnenfrage: Mein Kind (7) will nicht Lesen üben, das führt jeden Tag zu Streit. Wie kann ich diese Situation verändern?
Ich würde dir empfehlen, in einer ruhigen Minute, wenn es euch beiden gut geht (z.B. nach dem abendlichen Vorlesen) mit deinem Kind über diese Situation zu sprechen.
Frage dein Kind, was es von dir braucht, um lieber lesen zu üben? Erzähle ihm auch, wie es für dich ist, wenn du Tag für Tag mit ihm darüber streitest. Und frage nach, wie dein Kind diese Situation erlebt. Ich würde im Gespräch betonen, dass du es so lieb hast und du nicht so oft mit ihm streiten möchtest und dass es doch einen Weg geben muss, der für euch beide passt.
Vielleicht könnt ihr gemeinsam zu einer Lösung finden, die für euch beide passt und das Lesen üben positiver werden lässt. Es könnte auch eine kreative Lösung sein, dass ihr ein Lesezeichen bastelt oder eine Lesehilfe gestaltet, die immer nur ein Wort zeigt und den Rest des Satzes versteckt, damit sich dein Kind immer nur auf ein Wort konzentrieren muss.
Auch würde ich die Leselektüre ansprechen - ob er irgendetwas besonders interessant findet, was er lieber lesen würde als das Buch aus der Schule. Du könntest auch einen Besuch in der Bücherei vorschlagen, um ein ansprechendes Buch für es zu finden. Danach könnt ihr abwechselnd im (vielleicht langweiligen) Schulbuch lesen und dann im (interessanten) Buch aus der Bücherei.